Die Zukunft der Fotografie

Im Spätsommer dachte ich oft über die im Oktober zu Ende gegangene Ausstellung MINING PHOTOGRAPHY Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg nach. Dabei fragte ich mich oft, was die analoge Fotografie in einer Zeit ausmacht, wo selbst ich sie für die Abbilderstellung der Realität als obsolet betrachte.

Schon beim diesjährigen Fotofestival in Arles sah ich viele Arbeiten, welche die Grenzen des Mediums sowohl aus technischer als auch als künstlerischer Sicht ausloteten. Spannend war nicht nur die Reise mit der Erinnerung an das Gefühl einer fotodurchdrungenen Luft im heißen Sommer Südfrankreichs sondern auch die multimediale Begleitung und inhaltlicher Erläuterung auf der Website des Festivals, die lange nach dem eigentlichen Besuch nachwirken.

Arles August 2022 iPhonography |Georg Knobloch

Zuletzt fragte sich auch der sammlerorientierte Blog Artsy was “the future of photography” bringt und welche Bilder der Kunstmarkt gerade liebt:

Die führenden Fotografen von heute stoßen mit ihrem Medium in neue Bereiche vor – sie experimentieren unter anderem mit digitaler Manipulation, setzen die Kraft neuer Makro-Objektive frei und verwenden alte Geräte neu.

https://www.artsy.net/collection/emerging-photographers

Für mich bleibt es immer die Überraschung, was nach dem Entwickeln auf dem Negativ erscheint und dass analoge Bilder rein durch die Kraft des Lichts entstehen und wahrnehmbar werden. In meinem aktuellen Projekt versuche ich immer wieder, überlagerten Filmen Bilder zu entlocken … bleibt gespannt.

OK auf ORWO NP27 (Leuchttischscan durch Lupe) | Georg Knobloch

3. Lange Nacht des DIA Positivs 24.09.22

Es war ein Abend, der das Medium Dia nun zum dritten Mal in vielen Facetten feierte. Auf einer zentralen Bildwand verzauberten wechselnde Shows. Es wurde über das Medium diskutiert und ungesehene Schätze kamen zum Licht. Diafotografie war bis zur Jahrtausendwende das Maß der Dinge, wenn es in der Fotografie um die Abbildung feinster Details in höchster Dynamik ging. Es war ein erhebendes Gefühl, wenn der Raum abgedunkelt wurde und Bilder vor einem großen Publikum ihre Wirkung entfalten konnten. Am neuen Ort des Fotoforums (Neustädter Markt 12) fand die Nacht eingebunden ins Neustadt Art Festival und den DCA Galerienrundgang statt, wodurch gleichzeitig neue Enthusiasten für das Medium gewonnen werden konnten, jedoch die Aumerksamkeit auch von der Vielfalt der anderen Kunstgenüsse beansprucht wurde.

Die ersten Gäste warten gespannt auf den Beginn der DIA Nacht im neuen Fotoforum (Foto: Günter Starke)


Das Programm:
19:30 www.analogfotograf.de | 36Bilder in 36Minuten: Hellerauer Blühwiese
in diesem Jahr begab ich mich am 3. September auf die Hellerauer Blühwiese um eine Ausstellungseröffnung und Führung durch den Fotografen zu begleiten … die Eindrücke wurden auf meinem letzten Fuji Sensia gebannt und direkt im Anschluss an FotoGörner zur Entwicklung übergeben um heute erstmal vor Publikum gezeigt zu werden.
20:00 www.uwereese.de | Tansania
28 Minuten Überblendprojektion aus 160 Bildern im Leica Karusselprojektor und gesteuert von Platinum Wings … auch in diesem Jahr ein faszinierender Reisebericht über zwei Tansaniabesuche in den Jahren 2004/05 … immer wieder war es ein bewegendes Gefühl, hier Originale zu sehen, die durch die afrikanische Sonne aufs Celluloid gebannt wurden.
20:30 Ad-Hoc Tanzania Re-discovered
Vor wenigen Tagen bat mich Uwe, doch nach seinem Vortrag Tanzaniabilder von mir zu zeigen … ohne viel zu überlegen griff ich mein Magazin, welches ich 2002 nach meinem siebenmonatigen Aufenthalt zusammengestellt hatte und fand auch noch die Minidisk mit den Originaltonaufnahmen!
21:00 www.anic.de | Marianne in Waldbröl 1975
Annette brachte Found Photography mit ins Forum und gemeinsam wurden Geschichten zu den Bildern entwickelt … dabei zeigte sich die inspirierende Besonderheit des: gemeinsam vor der Leinwand sitzen 🙂
22:00 www.martinmulik.com | Mittelformat am Leuchttisch und im Projektor
Der Lichtdesigner erläuterte seine Arbeitsweise, insbesondere das beruhigte Lichtsammeln. Der fehlende Stress im Arbeiten mit Dia fasziniert ihn im Vergleich zu digitalen Techniken, die uns immer mehr an den Computer oder die KI der Handyfotografie fesseln.
23:30 KhajuMi SouTaPe | POETIKAdoubleRAW #pur#fautes bleu
Abschlussperformance mit Handpan, Tanz, BluetoothDelay und natürlich … Dia-visuals

Installationen: 
www.connynet.de : Blitzeis am Brunnen
www.georgschatz.com : Fragmente im Projektraum

Friedenstauben über den analogen Äther schicken

Als Kinder im Osten haben wir sie immer besungen, und im Sommer ’89 sah ich Sie das erste Mal an einer Wand der Eremitage hängen: Picassos Friedenstaube …

…das so Anfang März ’22 alles wieder zusammen kommt, hat wohl keiner erwartet. Als 1989 ein KGB Offizier noch in Dresden wohnte besuchte ich im Rahmen eines Lehrlingsaustauschs erstmals seine Heimatstadt Leningrad und war in den weißen Nächten total geflashed von der Aufbruchstimmung in der der Stadt und dem Gefühl, dass der kalte Krieg eigentlich nur gut zu Ende gehen konnte. Auf dieser Reise fotografierte ich auch meine erste DIA Serie, die ich letzten September zur zweiten langen Nacht des Diapositivs im Fotoforum zeigen konnte. …

Die Friedenstaube scheint heute, 33 Jahre später, ein wichtigeres Zeichen denn je, Dieses gilt es in die Welt zu tragen. Doch wie erreicht sie die, die nur noch gefilterte Informationen bekommen? … vielleicht kreativ auf Kanälen und in Formaten die keiner (mehr) auf dem Schirm hat, die sich aber durch das ommnipräsenten Smartphone überall dekodieren lassen. Mit SSTV (slow-scan-television) übertragen Amateurfunker seit vielen Jahren Fotos per Kurzwellen- oder UKW Funk weltweit (früher auch Zeitungen!!!). Auch die ISS sendet auf diesem Weg regelmäßig Bilder zur Erde. Was wäre, wenn auf allen Radio- und Funkkanälen diese Audiodatei abgespielt werden würde und die Menschen auf ihrem Smartphone mit einer SSTV App (im Martin1 Modus) dieses Bild erhalten:

SSTV (Martin1 Codec) Übertragung per Funk (mirdoschd.mp3)

Keine Ahnung ob das in der aktuellen Situation was nützt … aber besser als verkriechen und nichts tun ist es allemal.

PIRNA
uniwerk
02.7.-16.07.

Bis April 2022 im Museum!

Im Sommer überraschte und ehrte mich die Einladung von Volkmar Fritzsche in der kommenden 3. Ausstellung seines aktfotoARTmuseums Dresden unter dem Titel Aktfotokunst heute einige analoge Akte zu zeigen. Nun ist es Realität und je drei 30x40cm auf FOMAspeed gefertigte Handabzüge der Serien Prießnixen und Brunnennyphen hängen nun mit den Arbeiten von elf weiteren Fotograf:innen Im kleinen Museum an der Ecke Radeberger Strasse und Stolpener Straße.

Bei der Auswahl war mr besonders wichtig Bilder zu wählen die aufgrund der Situation überraschen und der Aktfotografie die Natürlichkeit zur geben, die Sie verdient hat! Die Ausstellung ist bis Mitte 2022 zu besichtigen und der Museumsbetreiber Volkmar Fritzsche freut sich auf den Besuch!

Dresdener Morgenpost vom 21.10.2021

Vernissagerede 36×36 im Luxuskunstkaufhaus

Fotografie und Se(x)chs

Als Fotograf der sich mit dem Sujet des Aktes beschäftigt wird man immer mal wieder gefragt, ob Fotografie mit Sex zu tun hat … und da sage ich: ja die Sechs… spielt eine vielfältige Rolle angefangen vom Sechseck, welches den idealen Kristall bildet und somit Grundform eines jeden Pixels auf dem digitalen Aufnahmesensor ist

… aber Sie sind ja sicher wegen Analogfotograf hier und da sind wir beim Namen des am heutigen Abend zentralen Films Polaroid 600 (was nicht nur 6 x100 sondern auch die Empfindlichkeit des Films in ISO ist). Doch dazu später mehr!

Die ersten eleganten Polaroid Kameras hatten zwei große Nachteile: der vergleichsweise hohe Preis und der niedrige ISO-Wert von nur 160. Das führte 1981 zur Einführung des 600er Films, und damit einer neuen Sofortbildkamerageneration. Der 600er Film hat das ikonische quadratische Bildformat übernommen (79 x 79 mm sichtbares Bild ohne Rand), was größer ist als das 6×6 cm Negativformat welches wir von klassischen Rollei und Pentacon Six Modellen kennen
… und schon sind wir bei der Quadratzahl von 6, die 36 ist und damit der Anzahl der heute fotografierten Bilder entspricht. Diese wiederum ergibt sich aus der typischen Konfektion eines Kleinbildfilms, der Basis für die anderen drei heute gezeigten Projekte bildet. Zwei sehen Sie bereits an der Wand Prager Str. 07/12/20 12:00-12:36 und Stahlbrode 23/08/20 08:00-08:36 dazu kommt nun noch die Diaserie Sicht 16/07/21 18:20-18:56 und LUXUSKUNST 22/09/21 19:54-20:30 auf Polaroid. Alle Serien entstehen also in 36 Minuten, sind unbearbeitete analoge Fotografien, wo der Film wirklich am Aufnahmeort gewesen ist und bei Dia und Pola sogar als UNIKAT … was Sie sehen gibt es nur im hier und jetzt. … irgendwie doch wie SEX. Bereits ein Jahr nach dem Erscheinen der Polaroid 600 gab es hierzu bereits Betrachtungen in soziologischen Fachzeitschriften z.B.:
Polaroid Sex: Deviant Possibilities in a Technological Age
Charles Edgley,Kenneth Kiser,


Da das neue hoch empfindliche Material in Kombination mit dem eingebauten Blitz Bilder in allen Situationen ermöglichte, die ohne Scham vor Fotogeschäft und Laboranten das Leben im hier und jetzt dokumentieren konnten … ist das Ergebnis klar… und wurde exzessiv genutzt! Bestes Beispiel ist:

Andy Warhol: Ladies & Gentleman, Sex Parts, Torsos, Polaroids

Here you will find over 400 Polaroids by Andy Warhol of street hustlers and call boys engaging in sexual acts and posing as drag queens. The pictures inspired paintings known as the Torso Series but, as Bob Colacello recounts, were known around the office as the Cocks, Cunts, and Assholes Series.

welches 2003 bei Walter König in Köln zum Listenpreis von 70$ verlegt wurde. Womit wir beim Luxuskunstkaufhaus sind, in dem wir heute zu Gast sind! Be smart buy art today … Denken Sie nach: Wer Andy Warhols Buch heute kaufen möchte, muss antiquarisch rund 200$ auf den Tisch legen! Damit komme ich zu meinem letzten Beispiel: Madonnas opulenter limitierter Fotoband SEX erschien 1992 und war ähnlich wie ein frischer Polaroidfilm oder auch ein Kondom in Zellophan eingeschweißt … ungeöffnete Exemplare werden nun 30 Jahre später auf Auktionen und im Netz für ca. 900$ gehandelt, während es geöffnet nur ein sechstel Kostet! Und da sind wir wieder: Kunst ist Luxus und immer auch irgendwie ein Versprechen eines knappen Guts …

Analogevents der Woche

In dieser Woche gibt es (mindestens) zwei mal analoge Fotografie in Dresden zu erleben:
Morgen = Mittwoch ab 18 Uhr: 36 Bilder in 36 Minuten (Performance und Ausstellungseröffnung) im LUXUSKUNSTKAUFHAUS im Kulturschaufenster Hauptstraße. 44

Wochenende = Samstag ab 19.30 Uhr: Zweite Lange Nacht des Dia Positivs (Technik Vorträge Installationen) FOTOFORUM Kamenzer Str. 19

An beiden Orten gibt es diese Woche weitere spannende Abende zu erleben: Heute = Dienstag ab 18 Uhr im LUXUSKUNSTKAUFHAUS: FLEISCHEREI (Gruppen Ausstellung und Installation: Conny Köckritz )Übermorgen = Donnerstag ab 19 Uhr im FOTOFORUM: KALT (Ausstellungseröffnung: Thomas Judisch Stefan Krauth) 

PC Nude – das aktuelle DIA Projekt

PC Nude unter diesem etwas kryptischen Titel habe ich bereits vor einem Jahr mein aktuelles DIA Projekt angekündigt. Technisch setzt es Switch Panorama (2 6×7 Dias werden zu gedrehten Panoramen zusammen gesetzt und als Unikate auf Leuchtkästen präsentiert) fort. Nunmehr sind es 3 Studiodias mit Körperporträts. Diskutieren möchte ich mit dieser Reihe dabei die Veröffentlichungsregeln der sozialen- und Fotonetzwerke, die meines Erachtens auch in den künstlerischen Galeriepräsentation immer stärker Einzug halten, und dabei den porträtierten Menschen zur Wahrung der “political correctness” um wichtige Attribute beraubt.

Aus der Serie PC Nudes | 3 DIAPOSITIVE (7x22cm)

1. Streamingsalon aus dem FOTOFORUM 19.2. 19 Uhr

Spezielle Zeiten bedürfen spezieller Formate! Seid gespannt auf weitere Ankündigungen. Mehr Informationen auf der Terminseite des Fotoforums.

Hygienegerechtes Weihnachts-Fotostudio zugunsten der blauenFABRIK

Mittelformatfotografie mit Mamiya RZ 67 oder mit der Rolleicord 6×6 aus dem Jahre 1934

Nach dem Erfolg des Mitmachstudios im Frühjahr und den geltenden Veranstaltungsverboten für alle sonstigen Angebote und Ausstellungen des Kulturvereins habe ich im Projektraum der blauenFABRIK erneut ein Medienstudio zur individuellen Nutzung aufgebaut. Neben dem Fotostudio (schwarzer/weißer Papierhintergrund 3m breit / 2x Tageslichtlampen / 2x Blitz) stehen erstmals auch Webkonferenz/Streamtechnik für die individuelle haushaltgemeinsame Nutzung auf Spendenbasis an die Künstlervereinigung zur Verfügung. Das Angebot besteht vorerst bis Weihnachten, kann aber, wenn mehr Interesse besteht, bis zum 10. Januar verlängert werden. Bitte meldet Euch bei mir mit Euren technischen Anforderungen (hier kann ich vielfältige Fototechnik zur Verfügung stellen) und Eurem Spendenangebot. Wenn alles passt vereinbaren wir einen Termin für Einführung in die Technik und Schlüsselübergabe … Fotografieren statt sich Weihnachten die Decke auf den Kopf fallen zu lassen! Euren Terminwunsch tragt Ihr am Besten ins Nexclouddoodle ein

Die ganze Nikonfamilie vereint… leider muss die digitale D700 etwas Abseits stehen 🙂

>Brücke< Projekt 2020

Das Frühjahr 2020 war geprägt vom Hinterfragen vieler Werte und Beschäftigungen sowie einem allgemeinen Innehalten. Dabei wurde der Bewegungsradius kleiner und auch ich begann mich mit meiner näheren Umgebung zu beschäftigen. In Mittagspausen fuhr ich viel Rennrad und gelangte dann mehr oder weniger zwangsläufig vom Dresdner Norden in die Teichlandschaft von Moritzburg. Sicher, das gleichnamige Schloss kennt jeder (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel), auch der Leuchtturm am Bärwalder See war schon vor 5 Jahren mal Kulisse einer Infrarotfotosession. In meinem Kopf sind dann noch die Bilder der Künstlergruppe Brücke, die mir in einem Buch im Elternhaus erstmals und dann in den letzten 30 Jahren in den Museen der Welt immer wieder begegneten und Bezug auf die Gegend nehmen.

…dieser Text ist der Einleitung meines 2021 erscheinenden Fotobuchs entnommen. Schon jetzt verfügbar ist der Wandkalender120 Jahre Kunst und freies Denken an den Moritzburger Teichen” (25 €; 21x21cm; Digitaldruck; Auflage 50), den ich komplett mit der Rolleicord meiner Großmutter aufgenommen habe. Die folgenden Filme kamen zum Einsatz:
ein Ilford HP5+ für die Reminiszensen an die Brückebilder und
ein KODAK PORTRA 160 für die Bilder aus Bad Sonnenland

Im Laufe des Sommers entstanden weitere Bilder auf Kleinbildfilm und Infrarotaufnahmen mit der SIGMA SD 14 die dann in Buch und Ausstellung zu sehen sein werden.

Infrarotaufnahme mit Schautafel des Brückewegs und Stehpaddlern (2020)