Killt die Digitalisierung die Aktfotografie?

Irgendwie schwante es mir schon seit ein paar Jahren und nun wird es immer deutlicher. Ein wichtiges Kunstgenre der Menschheit erfährt seine nächste Evolution. Nach einem Boom in den 1990er Jahren wo Darstellungen, die in weiten Teilen der Welt als pornografisch galten, die Galerien und Kunsthallen füllten begann sich zur Jahrtausendwende  der unbekleidete Körper aus der zeitgenössischen Hochkunst zu verabschieden. Dafür wird der, zu dieser Zeit einsetzende, Internetboom in Privathaushalten zu einem beachtlichen Teil auf die Verfügbarkeit von erotischem Bildmaterial zurückgeführt. Für den Fotografen stellten sich jetzt Fragen:

  • Was will ich mit meinen Bildern noch aussagen und
  • was will ich im Betrachter evozieren und
  • wie präsentiere ich die Ergebnisse, damit diese sich nicht im Netz verselbständigen.

Jetzt, 10 Jahre später, bietet sich folgendes Bild: Das Netz ist voll von Bildersammlungen jeder Qualität, jedoch sieht man nahezu keinen Akt mehr ausgestellt an einer Galeriewand oder in Bildbänden, die in normalen Buchhandlungen angeboten werden. Einen konsequenten, diesen Text letztendlich herausfordernden, Schritt ging der US Playboy, der ab dem kommenden März keine Aktfotostrecken mehr veröffentlicht:

“Heute reicht ein Mausklick, um sich jeden nur vorstellbaren sexuellen Akt im Internet herunterzuladen”, Scott Flanders CEO Playboy

Marilyn Monroe im ersten Playboy 1953

Marilyn Monroe im ersten Playboy 1953

Besonders interessant in diesem Zusammenhang sind die Fragen die nicht nicht nur ein Model an mich als Fotografen stellte: “Können wir auch ein paar Bilder wie im Playboy machen?” Damit hat das Medium offensichtlich eine Bildästhetik geprägt, die vielen Menschen als angenehm und schön gilt. Durch die Digitalisierung unseres Bildkonsums wurde möglicherweise etwas intimes, inspirierendes der Beliebigkeit geopfert oder aus Angst vor Blosstellung gleich gar nicht mehr in den individuellen Möglichkeitsrahmen der Ausdrucksformen von Fotografen und deren Modellen aufgenommen. Ich bin gespannt auf die nächsten Jahre!

25.09. 19:00 PRIEßNIXEN Reloaded

Eine interaktive Projektion mit Analogfotografien von 2011 und 8 variablen Tonkanälen. (im Rahmen des Neustadt Art Festivals 2015)

Erste Cyanotypie!

Erste Cyanotypie!

Vor vier Jahren suchte der Analogfotograf Georg Knobloch nach den sagenumwobenen Wesen entlang Dresdens zweitwichtigster Wasserader. 22 Bilder gelangten im Herbst 2011 an die Öffentlichkeit des an der Prießnitz gelegenen Gasthauses Oostende. Über hundert weitere Bilder des Zyklusses wurden bisher nicht öffentlich gezeigt. Mit PRIEßNIXEN Reloaded gibt es am 25.09. die einmalige Chance, diese Bilder am Ufer der Prießnitz zu sehen. Die Performance beginnt mit dem Entwicklen von Cyanotypien im Wasser der Prießnitz. In der anschließenen Videoperformance wird ein 16minütiger Loop aller Fotos mit einer vom Betrachter individuell zusammenzustellenden Soundcollage kombiniert. So wie die Bilder analog erzeugt worden sind, sind auch die Töne diskret auf MiniDisc gebannt oder werden live erzeugt. Auf den verschiedenen Tonkanälen finden sich neben Geräuschen von der Quelle bis zur Mündung, der Originaleinführungstext der Ausstellung, Wissenswertes über den Fluss, zeitgenössische Interpretationen von Händels Wassermusik und Smetanas Moldau. Je nach Geschmack lassen sich die Livetöne des Flusses oder live eingespielte Instrumente dazu mischen und durch einen Effektkanal verfremden.

analoges Panoramabild mit Horizont 202 (2014)

analoges Panoramabild vom Veranstaltungsort mit Horizont 202 (2014)

Ein Bild an der Wand…

… ist irgendwie ganz anders als unsere inzwischen übliche Betrachtung am selbstleuchtenden Bildschirm. Fotografen haben schon immer Leuchttische zur Qualitätskontrolle genutzt, jedoch kamen die fertigen Bilder immer an die Wand und lebten von und mit den unterschiedlichen Beleuchtungssituationen (In diesem Fall beim Sonnenaufgang gestern Morgen) Dieses und 98 weitere Bilder gibt es ab heute Abend in der Benefitzausstellung zu Gunsten des Forums für Zeitgenössische Fotografie im Kunsthaus Raskolnikow in Dresden zu sehen und am 25.09. zu ersteigern! bildanderwand

Analog ist das neue Bio?!

Von einem Freund wurde ich letztens auf ein Buch diesen Titels gestoßen und gefragt, was ich denn davon halte. Ich muss gestehen ich hab es nicht nicht ganz gelesen möchte hier nur zwei Positionen diskutieren die der Autor André Wilkens explizit zum Thema Fotografie aufstellte:

  1. Digitales Fotografiern beraubt uns unserer kuratierten Fotoalben… dem kann ich nur teilweise zustimmen, da ich auch schon aus den 90gern stapelweise halbsortierte Bilder habe …zustimmen kann ich jedoch der Position das private Bilder nur in privaten Archiven aufzubewahren, und die Schönsten von diesen auszubelichten und aufzuhängen sind … für mich hat dies den ganz praktischen Hintergrund, dass ich schon so oft Bilder auf fremden Bildschirmen gesehen habe die in Farbigkeit Helligkeit und Kontrast ganz anders gedacht waren. (Was möglicherweise auch fürs Beitragsbild zutrifft)
  2. Die Zweite Position bezieht sich auf die derzeitige Selfie-Inflation wo die Form, mit wem ich wo drauf zu sehen bin, dem Autor nach wichtiger wird als der Inhalt der Begebenheit und der vertanen Chance hier Wichtiges (mit Obama oder dem Papst) zu klären statt Fotos zu schießen. Die Beobachtung halte ich dahingehend für korrekt, dass ich letztens einen bildenden Künstler sah, der direkt nach dem Aufbau seiner Ausstellung das Galeriesetting unter dem Aspekt fotografierte, es im Internet visuell anspruchsvoll in Szene (extended Selfie) zu setzen. Die menschlichen Besucher seiner Ausstellung schienen ihm nicht ganz so wichtig zu sein. Wäre analoge Fotografie so einfach zu handhaben und zu verbreiten gewesen, wäre es meiner Meinung nach nicht anders gekommen.

Aber vielleicht geht es bei Allem ja eigentlich um Innehalten und Entschleunigen. Dies ist bei analoger Fotografie systemisch bedingt und von mir geliebt, Wie bei den schwarz-weiß Fotoshootings für meinen 2016er Kalender Sandsteinakt in den vergangenen Wochen!

Wartturm Neue Ostwand | Nikon F3 | SIGMA 14mm/3.5 | Agfapan 100

Wartturm Neue Ostwand | Nikon F3 | SIGMA 14mm/3.5 | Agfapan 100

15 Fotografen der Ostrale…

…deren Websiten Lust auf den Besuch der gestern in Dresden eröffneten Messe für zeitgenössische Kunst OSTRALE’15 machen! (geöffnet bis 27.09.15)

  1. Kristina Steiner
  2. Weinert Brothers
  3. David Rochkind
  4. Michael H. Rohde
  5. Uche Okpa-Iroha
  6. Constantinos Papadoukas
  7. Mario Marino
  8. Norbert Guthier & Matthias Bolz
  9. Ulrich Heemann
  10. Elena Kristofor
  11. Ariana Essipowitsch
  12. Mounir Fatmi
  13. Alexandre Christiaens
  14. Jean-Dominique Burton

gubo

Elbhangfest eröffnet mit Ausstellung zu Loschwitzer Künstlern…

Galerie

Diese Galerie enthält 9 Fotos.

…der Vergangenheit und Gegenwart. Seit gestern kann man sich in der Orangerie ein Bild des künstlerischen Schaffens des Stadtteils machen. Neben aktuellen Bildern und Plastiken leben in einer Black Box 300 Jahre Geschichte wieder auf. Für Fotografen wohl am bekanntesten August Kotzsch. … Weiterlesen

Das Fotoforum lebt!

An dieser Stelle schon mehrfach erwähnt hat sich am 18. Mai das Forum für zeitgenössische Fotografie nun als nichteingetragener gemeinnütziger Verein gegründet und will sich der Kommunikation und Vernetzung der verschiedenen Dresdner Fototraditionen widmen. Davon wären herausragend zu nennen:

  1. Große Sammlungen (Deutsche Fotothek und Kupferstichkabinett)
  2. Technikgeschichte (Ernemann, Pentacon, Praktika, Exakta, …)
  3. Wissenschaft und Forschung (Hermann Krone und Institut für Angewandte Photophysik Dresden)
  4. last but not least Fotografen der Gegenwart.
Günter Starke vor unserer improvisierten Dunkelkammer am Gleis 1

Günter Starke vor unserer improvisierten Dunkelkammer am Gleis 1

Letztere geben im Rahmen von fotografischen Salons regelmäßig Einblicke in ihr Schaffen und Diskutieren aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen des Metiers. Nächster Salon: 15. Juni, 20 Uhr im Kunsthaus Raskolnikow: ein Produktfotograf, ein Kunstfotograf und ein Pressefotograf! Weiterhin kümmern sich die Mitglieder um das Wissen und den Erhalt der Verfügbarkeit klassische analoger Verfahren wie

Handybild von der Ausbelichtung der Cyanotypie vom Handyfoto bei 32 Grad!

Handybild von der Ausbelichtung der Cyanotypie vom Handyfoto bei 32 Grad!

am vergangenen Wochenende, im Rahmen des Kunstenvironments am ehemaligen Leipziger Bahnhof (Gleis 1). Günter Starke bot Fotogramme von vielerlei Gegenständen und das Malen mit Entwickler. Ich ergänzte dieses Mitmachangebot um Cyanotypien vom Handybild.

3x Schwarz-Weiß im Mai!

Eigentlich ist der Mai ja ein bunter Blütenmonat aber aus gegebenen Anlass möchte ich gern drei Graustufenthemen aufgreifen und empfehlen:

  1. EINE AUSSTELLUNG
    in{sight} die erste Ausstellung von Doreen Brückner mit 26 ausgewählten Fine Art Prints in der Galerie Parablau in Dresden (noch bis 11. Juni)
  2. EINE SCHULE
    Der Wahldresdner Fotokünstler Thomas Bachler erfüllte sich einen Traum und eröffnete gestern seine schwarz-weiß-fotoschule.de in der Dresdner Neustadt die mit einem vielfältigen Kursprogramm rund um die analoge Fotografie aufwartet.
  3. EINE KAMERA
    nicht analog jedoch trotzdem nur für Graustufenbilder geeignet zu einem Preis für den man ca. 40.000 Schwarzweißbilder auf Kleinbildfilm bannen kann! Die neue Leica M Monochrome … da geh ich mir doch lieber erst mal wieder ‘nen Film kaufen!

Springbrunnen sprudeln wieder!

Galerie

Diese Galerie enthält 2 Fotos.

Vor drei Jahren widmete ich ein Sommerkalenderprojekt den Dresdner Brunnennymphen. Seit ein paar Tagen sprudelt und leuchtet es wieder an vielen Stellen in der Stadt. Wasserspiele und Springbrunnen sind fotografische Herausforderungen, die das Verständnis für fotografische Grundprinzipien gut schulen, da man … Weiterlesen

Der NAHSEHER erblickt das Licht der Welt!

SDIM4169Manche Ideen brauchen über 15 Jahre bis sie realisiert werden! Hierzu gehört die Bilderradio Idee des NAHSEHERS! Zur Ausstellungseröffnung Berührungen von Johann und Michael Kral war das erste Funktionsmodell in der Blauen Fabrik zu sehen. Er zeigt aktuell vier Bilder kombiniert mit zwei vierminütigen Interviews mit den beiden Künstlern! Im Begleittext ist zu lesen:

Bilderradio war eine Dresdner Medieninitiative in den 1990er Jahren, die realisierte, dass wir sehr viel über Sprache kommunizieren, doch durch die Ubiquität des Fernsehens zu jedem Inhalt Illustration wünschen. Jedoch stellt die Produktion attraktiver Videos/Fernsehinhalte auch für den (ambitionierten) Laien eine sehr große Herausforderung dar, die oft mit unbefriedigenden Ergebnissen endet. Zu dieser Zeit gab es erste rudimentäre Streamingmöglichkeiten über das Netz, was einem bebilderten Radio entgegen kam. Inzwischen ist die digitale Medienproduktion und Distribution auf vernetzten Computern Standard. Content und Hersteller teilen die Ergebnisse jedoch gewollt oder ungewollt mit allen Anderen im Netzwerk und das Medienprodukt verliert seine Einzigartigkeit als auch die Kontrollmöglichkeit über weitere Verbreitung und Speicherung. Der Nahseher zeigt, dass auch 2015 eine voll diskrete audiovisuelle Produktion ohne Einsatz von Computern und auf diesen gespeicherten Bild- und Toninformationen möglich ist, die nur an dem Ort verfügbar ist wo sie auch intendiert ist. Viel Vergnügen bei 4 Bildern und 2x 4 Minuten Interview mit den Künstlern der Ausstellung!

Für die Techies: Kamera: Polaroid 635 | Film: Impossible | Recorder: YAMAHA MD4s | Nahseher: VERO CONSTRUC