Monat der Fotografie – Nachlese

Jetzt ist der Europäische Monat der Fotografie in Berlin Geschichte… aber ich will es nicht versäumen, hier einige Eindrücke zum Stand der Dinge des Mediums zu teilen. Die Flut der Ausstellungen schien schier unendlich! Daher hier exemplarisch Gedanken zu drei Ausstellungen die auch nach dem Ende des MdF weiterhin zu sehen sind:

  1. Memory Lab im Gropius Bau (noch bis 15.12.)
    sehenswert um einen Einstieg in das gesamte Spektrum der zeitgenössischen Fotografie zu bekommen. Mit dem etwas überladen Titel Sentimentalität werden Arbeiten in allen erdenklichen Techniken gezeigt die in beeindruckender Manier präsentiert werden.
  2. Bonkers – Bettina Rheims bei camerawork (noch bis 29.11.)
    Die Bildsprache von Bettina Rheims faszinierte mich seit den 90ern, wo ich ihren Bildband Cambre Close geschenkt bekam. Opulente Farbigkeit kombiniert mit perfektem Posing, welches trotzdem leicht daher kommt, geben den Bildern einen hohen Wiedererkennungs- und Schauwert. Bei den 150x170cm großen Abzügen konnte man sehr nah herangehen und ich vermochte nicht mehr zu sagen ob es sich um einen Mittelformatabzug vom Dia handelte (welches das bislang von der Künstlerin bevorzugte Medium war) oder doch ein inzwischen komplett digital erzeugtes Bild.
  3. so oder so – Klasse Marc Volk in neue Schule für Fotografie (noch bis 30.11.)
    Abschlussarbeiten von Fotoschulen sind immer wieder Indikatoren dafür, wo die Reise hin geht. Ein private Fotoschule ist da noch einmal besonders spannend weil die Absolventen im Gegensatz zu denen der Akademien schon das Ziel haben mit Fotografie klar Geld zu verdienen … und dazu ist die Präsentation genau so wichtig wie eine individuelle Bildsprache die trotzdem viele (potenzielle) Kunden erreicht. Die gezeigten Arbeiten sind alle technisch perfekt… aber somit auch etwas steril…
zodiak

Der mir unverständlichste Kunstankauf der Nationalgalerie … das Schwarzweißfoto eines russischen Mittelformatobjektivs in klassischer Produktfotomanier!

… vielleicht war da die Mantra des im Hamburger Bahnhof ausgiebig gezeigten Joseph Beuys wichtig: Dass auch Kunstwerke sich nach der Fertigstellung durch den Künstler weiter entwickeln und Verändern … dies ist bei chemiebasierter Fotografie auf jeden Fall gegeben. Beim Datensatz einer digitalen Fotografie lassen sich solche Vorgänge nur mit weiteren Algorithmen inszenieren.