Gestern eröffnete bei parablau in der blauenFABRIK die Aktfotoausstellung: Sieben Wände Sieben Sichten. Zur Einführung durfte ich einige Worte sagen:
Herzlich willkommen in der Blauen Fabrik! Die Infrarotaufnahme „Evil Queen above Decin“ empfing sie am Eingang und war auch schon einmal im Septemder 2016 teil der Eröffnungsausstellung hier am neuen Standort der Künstlervereinigung blaueFABRIK. Damals wurde ich mehrfach angesprochen, ob Akt überhaupt noch ein zeitgemäßes Genre der Fotografie ist! Brauchen wir heute noch Aktfotografie. Die Frage ist so alt wie das Medium, jedoch sind die Veränderungen der letzten Jahre besonders spannend!
Jedoch der Reihe nach nun ein paar persönliche Gedanken. Mich interessiert das Genre seit dem ich ernsthafter fotografiere und hab drei Bücher mitgebracht die mich persönlich geprägt haben.
- Das bekannteste Aktlehrbuch der DDR … welches ich meiner Stadtteilbibliothek irgendwann abkaufte (Klaus Fischer: Fotograf und Modell)
- Dann kam die Wende und Aktfotografie sollte auf einmal erfolgreich sein! (S. Pan A Wehrtmann: Erfolgreiche Aktfotografie) aber viel neues fand ich darin nicht.
- 1993 waren beim fotografischen Abendstudium französische Autoren besonders gefragt und Lucien Clergue eröffnet sein Buch Practical Nude Photography mit dem Zitat „Nude photography is respect fort he human beeing. Once this principle has been accepted, the barriers fall and work can commence.“ Diese Sicht prägt mich noch heute!
Doch dann wurde irgendwann etwas anders. Dies bewog mich auf meinem Blog analogfotograf.de das folgende kurze Essay zu publizieren welches danach im Internet auf verschiedenen Kanälen diskutiert wurde:
Killt die Digitalisierung die Aktfotografie? (Oktober 29, 2015)
Zur Parablauaustellung im Simmelhochhaus im Herbst 2015 gab es dann die erste blaueSTUNDE die die Diskussion aus der Netzanonymität holte. Am Ende des Abends habe ich dann meine Eingangshypothese Die digitale Vernetzung killt das Aktfoto abgeschwächte zu Die digitale Verbreitung und die damit verbundene Gefahr der Verletzung von Persönlichkeitsrechten macht es Menschenbildern in der Kunstfotografie gerade schwer weiterentwickeln…dies sollte Ausgangspunkt für ein weiteres Podium sein!
Jetzt ergibt sich die Chance in dieser Ausstellung einen Einblick in die Themen Dresdner Fotografen zu geben, die sich nicht verstecken, sondern ab heute ihre Sichtweisen mit spannenden Serien, die nun greifbar an der Wand hängen, wirken, und sie als Betrachter erfassen wollen … zu diskutieren oder Sie einfach genießen oder entdecken zu lassen.
Zusammen gekommen ist vor nur 2 Wochen ein Kreis von Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Profession, die eint, dass Sie der Einladung auf einem thematischen Internetportal gefolgt sind und nun für fast drei Wochen diesen schönen Raum noch schöner machen! Danke noch mal! An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die besondere Herausforderung hinweisen die auf der Karte angedeutet ist: Viele Bilder verlassen heute nicht mehr den Leuchttisch des Internets … denken Sie mal darüber nach wie viele Bilder Sie nur noch in der Brillanz eines selbstleuchtenden Displays wahrnehmen ohne das diese eine Haptik und Stofflichkeit bekommen und den unterschiedlichen Beleuchtungsverhältnissen eines Raumes ausgesetzt sind. Und wenn der Strom weg ist, ist das Bild weg! Nicht so mit den Bildern heute:
(Vorstellung der Beteiligten Fotografen: Steffen Drache, Georg Knobloch, Matthias Naumann, Dirk Roewert, Andreas Schmidt, Stefan Weißbach, Mario Uhlig)
Am 24. Mai schließt diese Schau mit einer Finissage, die noch einmal Raum geben soll das Thema über diesen Kreis hinaus durch Projektionen, Installationen, Performances und Diskussionen zu vertiefen. Das Programm hierfür ist noch nicht fix und alle Ideen können noch Ihren Platz finden.
Damit bin ich zurück am Eingangsbild „Evil Queen above Decin“ hat bis jetzt Häppchen und Sekt bewacht und freut sich auf Ihren Besuch. Die Ausstellung ist eröffnet!”